Großer Stromausfall vom 19. - 20. Februar 2019 in Berlin-Köpenick
Am 19. Februar kam es zum großflächigsten und längsten Stromausfall im Berliner Stadtgebiet seit dem Ende des 2. Welkrieges.
Bauarbeiter hatten bei Abrißarbeiten an der Salvador-Allende-Brücke, zwei 110-Kilovolt-Stromkabel durchtrennt.
Dadurch kam die Stomversorgung in allen Gebieten Köpenicks zum Erliegen, die sich südlich bzw. östlich der Flüsse Dahme und Müggelspree befinden. Betroffen waren deshalb 31.500 Haushalte und 2.000 Gewerbeeinheiten in u.a. der Altstadt, Wendenschloß, Salvador-Allende-Viertel I + II, Kietzer Feld, Müggelheim, Schmöckwitz, Grünau und Bohnsdorf (seit 1938 Treptow).
Zum besonders großen Problem wurde es, weil für dieses Gebiet keine alternative Stromanbindung existiert. Die Stromversorgung konnte dadurch erst nach der vollständigen Reparatur der Stromkabel erfolgen. Der Stromausfall begann am 19.02.19 um 14:10 Uhr. Anfänglich wurde gemeldet, daß die Stromversorgung erst wieder gegen 3:00 Uhr erfolgen wird. Später wurde daraus 15:00 Uhr und am Ende dauerte es sogar bis 21:00 Uhr (nach knapp 31 Stunden).
Auswirkungen
Ausfall der Blockheizkraftwerke Köpenick und Friedrichshagen (somit auch diese 5.000 Haushalte ohne (Fern-)wärme und Warmwasser), Ausfall der Straßenbeleuchtung, Ausfall der Ampeln, Ausfall einiger Straßenbahnlinien, kleinere Einschränkungen bei der S-Bahn im Bereich Grünau, Ausfall des Telefon-Festnetztes (dank IP-Telefonie), teilweiser Ausfall der Mobilfunknetze, Ausfall der Notrufnummern 110 und 112, das Krankenhaus Köpenick war telefonisch nicht erreichbar. Weil Kühlschränke und Kühltruhen teilweise nur mäßig isoliert sind, konnte so mancher einen Großteil seiner kühlungsbedürftigen Lebensmittelvorräte entsorgen. Das galt auch für die meisten Supermärkte.
Probleme
Die Informationsbeschaffung über den Stromausfall war nur sehr eingeschränkt möglich, weil das Festnetz ausgefallen war und Teile des Mobilfunknetzes und damit auch sehr viele vom Internet abgeschnitten waren. Wollte man mit jemanden in diesem Gebiet Kontakt aufnehmen, ging das vielfach nur noch persönlich. Die meisten Haushalte waren ungeheizt, weil die meisten Heizungsanlagen heutzutage Strom benötigen. Paketzusteller konnten sich die Anfahrt sparen, denn die Klingeln an den Grundstücks- und Haustüren funktionierten nicht. Alarmanlagen und Aufzüge funktionierten nicht.
Eindrücke in der Nacht
Es war ein irritierender Anblick, wenn man aus der Berliner Innenstadt kam, über die beleuchtete Lange Brücke am unbeleuchteten Schloß Köpenick fuhr und hinter dem Schloßplatz auf eine schwarze Wand sah, vor der sich nur ganz schwach Hausdächer im schwachen Mondlicht abzeichneten. Willkommen im unbeleuchteten Teil Deutschlands, der Geisterstadt Köpenick. Durch die unbeleuchteten Straßen zu fahren, war wie die Fahrt auf einer dunklen Landstraße mir Abblendlicht. Nun habe ich eine Vorstellung davon, wie die Nächte in vielen nordkoreanischen Städten sind.
Fotografien
Als ich kurz vor Mitternacht von der Arbeit nach Hause kam, packte ich sogleich meine Fotoausrüstung und fuhr in die Altstadt, um selbige ohne Straßenbeleuchtung abzulichten, denn diese einmalige Lichtstimmung werden wir vermutlich nie wieder erleben. Deshalb wäre es kaum verzeihlich gewesen, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen. Die Fotos entstanden zwischen Mitternacht und 3:20 Uhr.
PS: Exif: Kamera war auf Sommerzeit eingestellt.
Damit es schöne Fotos werden, war es aber unvermeidlich, durch lange Belichtungszeiten für entsprechende Lichtmengen zu sorgen. Vor Ort war es daher teilweise viel dunkler als auf den Fotos. Es erstaunte mich aber auch, wie hell es hin und wieder kurzzeitig war, wenn keine Schleierwolke vor dem Vollmond hing. Mit der Mondphase hatten wir folglich Glück gehabt. Hätten wir Neumond und einen wolkenlosen Himmel gehabt, wärs ungleich finsterer geworden. So aber konnte man auch ohne Taschenlampe unterwegs sein ohne das Risiko einzugehen, mit Straßenschildern und Laternen zu kollidieren.
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