Köpenick von A-Z
Regattastrecke
Am 27. Juni 1880 fand erstmals eine Ruderregatta auf dem Langen See in Grünau statt. Bis heute sind die sportlichen Wettkämpfe eine Attraktion auf den Köpenicker Gewässern. Bei großen Meisterschaften kamen an einem Sonntagnachmittag mehr als 50.000 Zuschauer nach Grünau. Während der XI. Olympischen Spiele im August 1936 wurde die Regattastrecke in Grünau sogar als Austragungsort für die Wassersportdisziplinen genutzt.
Auszug aus der Festschrift 250 Jahre Grünau 1999
"Der Bau der Regattaanlage, Regattastrasse 211, war ein schwieriges Werk. Die sumpfigen Ufer mussten durch Aufschüttungen und Bollwerke befestigt werden. Es entstand ein ungedeckter Tribünenbau direkt am Wasser für 1.250 Personen, das jährlich auf- und abgebaut werden konnte. Am 15 Juni 1883 spendete Kaiser Wilhelm I. einen Ehrenpreis als Wanderpreis, der schon zwei Tage später ausgefahren wurde. Diese Regatta hatte nachhaltige Wirkung, die Berliner erhielten auswärtigen Besuch und fuhren selbst zu anderen Regattaplätzen. Der Regatta-Verein ließ die Anlage weiter ausbauen, die Strecke wurde neu vermessen und von Start zum Ziel eine erste Telefonleitung verlegt. Diese Berliner Regatten bei "Kaiserwetter" lockten über 50.000 Besucher nach Grünau. Die kaiserliche Yacht Alexandria erschien in der Regel gegen 16 Uhr und ergänzte die Flaggenparade der Segler.
Ab 1898 ergänzte der Grosse Preis von Berlin das Geschehen. 1896 pachtete der Regatta-Verein das Gelände. Ein Landvorsprung an der 1.000 Meter Ecke wurde abgetragen und es wurde ein befahrbarer Weg bis dorthin angelegt. Wenig später entstand dort das Sportdenkmal. 1899 wurde die erste feste Tribüne eingeweiht. 1900, 1902,1903,1906, 1911 und 1912 wurden hier die Deutschen Meisterschaften ausgetragen. 1914 verhinderte der Ausbruch der I. Weltkrieges die geplanten Europameisterschaften. 1919 fand trotz Revolution und Generalstreik eine Regatta statt. 1926-27 wurde die Regattastrecke dank Notstandsarbeiten durch Arbeitslose begradigt. Damit kam der Regatta-Verein in den Besitz einer Anlage, die sich für Meisterschaften und Olympiakämpfe eignete. 1920, 1923, 1929, 1930 und 1931 war Grünau wieder Gastgeber Deutscher Meisterschaften und richtete 1922 die ersten Deutschen Kampfspiele als Ersatz für die entgangene Olympiateilname aus.
1930 wurde von Mitgliedern des IOC auf den Langen See eine Ausfahrt mit 500 Booten durchgeführt, die nachhaltig beeindruckte und zur positiven Entscheidung für Berlin 1936 Olympiastadt beitrugen. 1935 wurden die Europameisterschaften im Rudern ausgetragen. Sie galt zugleich als Test für die Olympiade. Die Ehrengäste der Olympiade 1936, auch die nationalsozialistische Führung, verfolgten das Geschehen von der Terrasse des Hauses West aus, das heute zum Café überbaut ist. Das Olympische Feuer war durch Schüler über Köpenick und die Regattastraße zur Olympiastrecke gebracht worden. Von dort aus fuhren es Kanusportler mit einen Kanadier über den See, um es dann auf den Müggelbergen im Aussichtsteil der Bismarck-Warte für die Dauer der Spiele lodern zu lassen. Ganz Grünau trug ein Festkleid: Laternen waren umkänzt und bewimpelt. Ein zusätzlicher Übergang über das Adlergestell am Bahnhof wurde geschaffen. Die Zuschauer gelangten über eine Pontonbrücke an der Libboldallee nach Wendenschloß, wo Pioniere für die Dauer der Olympiade eine zusätzliche Trebühne errichteten. Der Schiffsverkehr wurde über den extra dafür gebauten Gosener Kanal umgeleitet.
Nach 1945 sammelten Enthusiasten zwischen Stralau und Erkner verstreutes Bootsmaterial. Sie sicherten Bootshallen und machten einen Neuanfang. 1945 bis 1950 war die Regattastrecke von der Besatzermacht beschlagnahmt worden. Nach zum Teil freiwilliger Aufbauarbeit der Strecke wurde zu Pfingsten 1950 zum Deutschlandtreffen die Strecke wieder nutzbar. Zwischen 1960 - 1990 folgten 16 DDR Meisterschaften, 2. Europameisterschaft (1962, 1968), 1. Weltmeisterschaft (1966)."