Der Marienhain ist heute ein 15,7 ha großes Gelände in der Wendenschloßstraße, südlich der Müggelheimer Straße.
1872 erwarb Carl Bolle das an der Dahme gelegene Grundstück. Er ließ dort eine Villa als Sommersitz errichten und nutzte das Gelände anfangs für Spargelfelder und Obstplantagen. Zusätzlich entstanden auch eine Obstweinkelterei und Gewächshäuser zur Anzucht und Verarbeitung der Früchte.
Aufgrund des 1881 eingeführten Straßenverkaufs von Milch, ließ Bolle zwischen 1899 und 1905 eine Meierei errichten. Auf dem damals 35 ha großen Grundstück standen Ende 1900, 7 Kuhställe, 1 Kälberhaus, 2 Hühnerställe, 1 Kühlhaus, 1 Kesselhaus und ein Futterspeicher.
Nach dem Tode von Bolle wurde die Meierei 1911 von der Aktiengesellschaft Meierei C. Bolle übernommen. Um 1916 wurde die Milchverarbeitung auf dem Gelände zu Gunsten des Firmensitzes der AG in Berlin-Moabit aufgegeben.
1918 erwarb der Politiker Waldeck Manasse das Gelände.
1923 erbte Manasses Tocher, Vera Stöpler, das Gelände und nutzte es als Gärtnerei "Marienhain" bis 1945 weiter. Während des 2. Weltkriegs kam es zu keinen größeren Schäden. 1951 verpachtete sie das Grundstück und ging 1953 mit ihren Töchtern in die BRD.
Der Marienhain wurde daraufhin der Humboldt-Universität zur Verfügung gestellt und vom Institut für Zierpflanzenbau genutzt.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung erhielt die Familie der Eigentümerin Stöpler das Grundstück zurück.
Ab 2001 war das Gelände ungenutzt. 2011 wurde das Grundstück verkauft.
Ab 2016 sollte auf der bis dahin sehr naturüberlassenen geschützten Fläche mit reichhaltigem wertvollem Grünbestand, ein eng bebautes Wohngebiet mit 63 Gebäuden und 1200 Wohnungen entstehen. Ursprünglich war eine Bebauung in 7 Schritten über einen 10-Jahres-Zeitraum mit über 1000 Wohnungen geplant. Dieser wurde ersetzt, nachdem es 2017 zu einem Eigentümerwechsel kam, der den Verdacht nahelegt, das es sich von Anfang an um ein Spekulationsobjekt handelte. Inzwischen hat die Deutsche Wohnen das Gelände von der MUC Real Estate gekauft und 2021 mit dem Wohnungsbau begonnen. Die ersten Wohnungen werden voraussichtlich 2023 fertig sein.
Die Errichtung des Wohngebietes ist, wie alle Baummaßnahmen in dieser Gegend, äußerst umstritten. Insbesondere weil sich dadurch die ohnehin schon sehr problematische Verkehrssituation weiter verschlechtert.
Von offizieller Seite wird die Errichtung des Wohngebietes aktiv voran getrieben. Die damit zusammenhängenden zu erwartenden Verkehrsprobleme werden dabei zwar zur Kenntnis genommen aber letztlich ignoriert.
Planung (Stand: Dezember 2021): Enge Bebauung mit 1.176 Wohnungen in 64 Gebäuden für ca. 2500 Bewohner, Gewerbeflächen direkt an der Wendenschloßstraße, 18 Tiefgaragen mit 790 Stellplätzen und ca. 300 Stellplätze oberirdisch, teils als Kurzzeitparkplätze.
Dokumente zum Bebauungsplan:
Prospekt Marienufer der Deutsche Wohnen AG (Stand: Dezember 2021) auf neubau-marienufer.com
Vorhabenbezogener Bebauungsplan 9-57 VE ("Marienhain") für das Grundstück Wendenschloßstraße 254 (PDF-Datei) auf berlin.de
Stellungnahme zum Vorhabenbezogenen Bebauungsplan 9-57 VE ("Marienhain") von René Frost (PDF-Datei) auf koepenick.net